Tiefenseele Podcast

Das Selbstwertgefühl - von der Kindheit zum digitalen Zeitalter

November 29, 2023 Johannes Heim @ Hermes Institut
Das Selbstwertgefühl - von der Kindheit zum digitalen Zeitalter
Tiefenseele Podcast
More Info
Tiefenseele Podcast
Das Selbstwertgefühl - von der Kindheit zum digitalen Zeitalter
Nov 29, 2023
Johannes Heim @ Hermes Institut

Schreibe uns direkt eine Nachricht!

Was macht uns wertvoll und einzigartig?  Zusammen mit Dr. Emilie Frigowitsch nehme ich mir in dieser Episode Zeit, um dieses tiefgründige Thema zu erkunden. Wir werfen einen neuen Blick auf das Konzept des Selbstwerts und stellen uns der Frage, ob unser Wert durch unsere Leistungen oder einfach durch unser Menschsein bestimmt wird. Wir betrachten das Selbstwertgefühl aus verschiedenen Perspektiven und sprechen über die Rolle von Anerkennung, Leistung und Selbstwahrnehmung.

Im Laufe der Diskussion wenden wir unsere Aufmerksamkeit den Jüngsten und Verletzlichsten unter uns zu - den Kindern. Wir tauchen ein in die Auswirkungen von mangelnder Anerkennung und Wertschätzung auf ihr Selbstwertgefühl und erörtern, wie wir als Erwachsene ihre Bedürfnisse und Talente fördern können. Wir erforschen auch die Abwehrmechanismen, die wir einsetzen, um unser empfindliches Selbstwertgefühl zu schützen, und besprechen die Wichtigkeit der Bewusstheit im Umgang mit unseren Gefühlen.

Im letzten Teil unserer Reise durch das Selbstwertgefühl schauen wir in die Zukunft und diskutieren über die Auswirkungen der fortschreitenden Technologie auf unser menschliches Dasein. Wir reden über die Herausforderungen, ein realistisches Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu entwickeln, und teilen unsere Gedanken über den Einfluss der digitalen Welt auf unser Selbstbild. Schließen Sie sich uns an, während wir diese spannenden Themen erkunden und den Wert, den wir in uns tragen, feiern.

_______________

Hast du Anregungen oder Fragen? Möchtest du Feedback geben oder ein Thema vorschlagen?

Dann schreibe mir gerne unter: heim@hermes-institut.com

Show Notes Transcript Chapter Markers

Schreibe uns direkt eine Nachricht!

Was macht uns wertvoll und einzigartig?  Zusammen mit Dr. Emilie Frigowitsch nehme ich mir in dieser Episode Zeit, um dieses tiefgründige Thema zu erkunden. Wir werfen einen neuen Blick auf das Konzept des Selbstwerts und stellen uns der Frage, ob unser Wert durch unsere Leistungen oder einfach durch unser Menschsein bestimmt wird. Wir betrachten das Selbstwertgefühl aus verschiedenen Perspektiven und sprechen über die Rolle von Anerkennung, Leistung und Selbstwahrnehmung.

Im Laufe der Diskussion wenden wir unsere Aufmerksamkeit den Jüngsten und Verletzlichsten unter uns zu - den Kindern. Wir tauchen ein in die Auswirkungen von mangelnder Anerkennung und Wertschätzung auf ihr Selbstwertgefühl und erörtern, wie wir als Erwachsene ihre Bedürfnisse und Talente fördern können. Wir erforschen auch die Abwehrmechanismen, die wir einsetzen, um unser empfindliches Selbstwertgefühl zu schützen, und besprechen die Wichtigkeit der Bewusstheit im Umgang mit unseren Gefühlen.

Im letzten Teil unserer Reise durch das Selbstwertgefühl schauen wir in die Zukunft und diskutieren über die Auswirkungen der fortschreitenden Technologie auf unser menschliches Dasein. Wir reden über die Herausforderungen, ein realistisches Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu entwickeln, und teilen unsere Gedanken über den Einfluss der digitalen Welt auf unser Selbstbild. Schließen Sie sich uns an, während wir diese spannenden Themen erkunden und den Wert, den wir in uns tragen, feiern.

_______________

Hast du Anregungen oder Fragen? Möchtest du Feedback geben oder ein Thema vorschlagen?

Dann schreibe mir gerne unter: heim@hermes-institut.com

Speaker 1:

Hallo und herzlich willkommen zum Tiefen Seele Podcast. Mein Name ist Johannes Heim und heute wieder mit Dr Emilie Friegewitsch, Psychiaterin und Psychotherapeutin. Liebe Emilie, freue mich sehr, dich heute wieder dabei zu haben.

Speaker 2:

Ja, ganz herzlichen Dank. Ich freue mich auch wahnsinnig, dass ich wieder dabei sein darf, lieber Johannes, und freue mich heute auf unser Thema.

Speaker 1:

Ja, wir haben uns nämlich gerade eben spontan auch das Thema Selbstwert verständigt. Dann wollen wir doch mal sehen, wie wir da zu einsteigen. Komischerweise, wenn ich jetzt an Selbstwert denke, ist allererste, was mir einfällt, ist die Minderwertigkeit. Du musst an den allseits bekannten Minderwertigkeitskomplex denken. Was sind denn so die ersten Begriffe, die dir einfallen?

Speaker 2:

Ja spannend. Ich dachte an etwas Ähnliches, und zwar an so zwei Begriffe das Größen selbst und das Größen klein. Weiß nicht, ob du die schon mal, die dir begegnet sind. Das war in einer Klinik, in der ich die Psychotherapie Ausbildung gemacht habe, gearbeitet habe, wurde viel mit Transference-focused Psychotherapy gearbeitet. Das ist mir immer so hängen geblieben. Also, das heißt einerseits dieses Größen selbst, das heißt das Bild von einem selbst, was grandios, super großartig ist, wo man denkt, man kann alles, der Best-Ossienste, der Klügste, der Tollste überhaupt zu sein, und dann aber und das ist auch spannend dieses Größen klein, das heißt, ein Bild von sich selbst zu haben, dass man minderwertig ist, dass man klein ist, unzureichend, unzulänglich, zu dumm, zu unscheinbar, und vor allem diese Muster, die wir uns dann oder die Menschen sich aneignen, um das immer wieder zu bestätigen, so zum Beispiel am Größen klein, also sich immer wieder unbewusst das zu beweisen, dass man minderwertig eben ist oder es gar nicht schafft oder nicht beachtet oder nicht liebenswert ist oder so. Daran dachte ich jetzt gerade.

Speaker 1:

Aber da haben wir das schon einige Themenfelder aufgemacht. Ja, lass mich mal überlegen, wo sollen wir anfangen? Vielleicht, ja, was ist eigentlich Selbstwert? Das ist ja ein komisches Begriff, begriffspaar eigentlich fast. Da setzt sich zusammen aus Selbst und Wert. Was bin ich mehr wert? Was ist mein Selbst? Was ist mein Selbst mehr wert? Magst du ein bisschen was dazu sagen, und dann steige ich damit ein.

Speaker 2:

Ja, sehr, sehr gerne. Ja, genau was. was mir so dazu einfällt, ist auch die Frage eben wie viel bin ich mir selbst wert, und wie viel bin ich anderen wert? Das beschreckte ich ja, die meisten wahrscheinlich immer sehr. Und die meisten Menschen, viele Patienten von mir, das beobachte ich, die machen ihren eigenen Wert von der Definition anderer abhängig. Also das heißt, wie viel bin ich wert für andere? Was spiegeln die mir zurück, bestätigen die mir, dass ich genügend klug oder hilfreich oder liebenswürdig bin oder nicht? Wir versuchen natürlich immer, in der Therapie darauf zu kommen, dass sich jemand seinen eigenen Wert selbst bestätigen kann. Und da kommen wir zu dieser Frage was ist der Mensch wert? Was ist er wert? Also so viel, wie er leistet, wie viel er macht, wie viel er tut und so weiter? Oder ist man einfach nur etwas wert, weil man Mensch ist, weil man hier ist auf der Erde, ganz so, wie man eben ist? Jetzt weiß ich gar nicht, ob ich die Frage beantwortet habe. Ich habe einfach mal so brainstorming gemacht über die Themen, die eben der Therapie auf eine Rolle spielen.

Speaker 1:

Aber ja, ist auch eine interessante Frage. Offensichtlich Hat ja das Thema Selbstwert zwei Aspekte. Das eine ist mit welchen Wert messen wir uns selbst bei? Und das scheint es ja irgendwo im gesunden Sinne etwas zu geben, so nach dem Motto wie in der Transaktionsanalyse ich bin OK, du bist OK, so als Grundmuster, so ein Grundgefühl von ja, ich bin hier, ich lebe, ich bin in diesem Körper, ich werde schon was wert sein, wenn es gut läuft.

Speaker 1:

Und dann gibt es aber einen Teil vom Selbstwert, der hat vielleicht doch was mit Leistung zu tun, oder, wie die anderen, welchen Wert die anderen mir beimessen. Also, wenn ich jetzt einen Jungstar-Fußballer da habe ich meine Geschichte erlebt, ja in meiner Behandlung mit Jugendlichen, da ging es um die Jungstar-Fußballer eines örtlichen Vereins, die dann auch so in Richtung Profikarriere schon vorgezeichnet waren, und die hatten zum Beispiel einen unglaublich übersteigerten Selbstwert. Die hatten nämlich schon groopy Mädchen, und was da für Geschichten abgelaufen sind, das ist also das wirklich wie bei den großen Stars, wie früher bei den Rockstars oder bei Woodstock. Also die waren dann wirklich höchrig, das fand ich ganz spannend. Also, man kann auch offensichtlich von außen so in seinem Wert gefüttert und übersteigert werden, dass einem nichts mehr aufhalten kann, dass man sozusagen jedes Mädchen rumkriegt, oder so. Offensichtlich gibt es das auch, und dann?

Speaker 1:

gibt es auch das Gegenteil. Wir haben ja beide zuerst ein bisschen an den Mangel gedacht und an die Nordwendigkeit, dass man sich selber sein Wert irgendwo auch bewahrt und selbst bestätigt. Das scheint mir ein ganz kompliziertes Feld von Aushandeln zu sein, dass nicht einfach so am grünen Tisch irgendwie festlegbar ist. Ich kann nicht so in meinem Schlafzimmer sitzen und sagen, also heute mache ich mir einen guten Selbstwert. Das hat schon viel damit zu tun, glaube ich auch, was wir an Rückmeldungen von Ausmeldung haben, auch, was wir an Rückmeldung von Außen bekommen, oder Ja, auf jeden Fall, auf jeden Fall, vor allem mit den Rückmeldungen, mit denen wir aufwachsen und das, was wir so in uns aufsaugen.

Speaker 2:

Und so übernehmen wir ja auch bewusst die Definitionen der anderen über uns selbst, was aber auch schon die Fehleranfälligkeit zeigt. Und ich glaube, herr Wadig, es geht sicher genauso in deinem Therapien. Aber ich habe das Gefühl, dass es immer das Entlastende, wenn man sich bewusst dessen wird, die Definition von mir, die andere mir gegeben haben, die müssen ja nicht unbedingt stimmen, die hängen ja auch von den Personen ab, die sie mir eben geben. Und ich glaube, das ist so ganz wichtig, sich dieses Bewusst machen, also bewusster werden und nicht nur automatisch reagieren. Und oft ist es eine ganz spannende Entdeckungsreise, auf die man sich macht, wenn man das versucht, so auseinander zu dividieren die Bilder, die andere von einem haben, oder das, was man von anderen irgendwie reagiert, um die Erwartungen anderer zu erfüllen, und so weiter, das, was man übernimmt an Stempeln, an Zuschreibungen, versus dem ja, wer man eigentlich ist oder sein möchte oder sich hinentwickeln möchte, und der Definition, die man sich selber gibt.

Speaker 1:

Ja, das ist spannend. Also, wir haben jetzt hier die kindliche Prägung, sozusagen ja die Rolle, die die biografischen Erfahrungen spielen, auch die Besetzung durch erwachsene Personen. Einerseits brauchen wir das ja auch, dass man wegen die Eltern oder die primären Bezugspersonen uns mit ihren Fantasien auch besetzen. Was uns, werden wir vielleicht auch gar nicht gefördert. Wenn es da gar keine Fantasien gibt, was könnte denn aus diesem Kind werden? Andererseits ist es ja auch nicht selten so, dass, wenn die ja die Ideen mit den unseren Eltern uns besetzen, wenn die zu eng sind und zu wenig mit unserem eigenen Temperament und unseren wirklichen, vielleicht schon vorhandenen Begabungen und so weiter mit dem, was uns in die Wiege gelegt worden ist, zu tun haben, wenn diese Besetzungen dann so wirkmächtig sind, dass sie mich eigentlich immer verstellen muss, um positive Rückmeldung zu kriegen, um vielleicht geliebt zu werden, sei sozusagen das Mädchen ja, das ich haben will, sei der Junge, wie ich ihn haben will, dann passiert das meistens, dass wir eigentlich in so eine doppelte Buchführung kommen, und dann sind wir einerseits, ja, sind wir die Kinder, die genau das vielleicht liefern. Es ist ja auch eine Begabung, das auch geben zu können. Es gibt auch Kinder, die können das gar nicht geben. Die leiden dann darunter, dass sie vielleicht sogar sehr stark abgelehnt werden, weil sie das sozusagen die Eltern Man sagt dazu auch ein Stückchen nazistisch nicht bestätigen können.

Speaker 1:

Ja, sie können den Eltern dieses Selbstwertgefühl, das die Eltern wiederum brauchen, ja nicht geben, und andererseits aber, wenn wir uns immer dann verstellen müssen, um irgendwie Liebe zu bekommen, dann leidet meiner Erfahrung auch besonders das Selbstwertgefühl darunter, weil wir dann eine doppelte Buchführung haben.

Speaker 1:

Eigentlich bin ich, so wie ich bin, nichts wert, sonst würde mein Umfeld, meine Mutter, mein Vater und so weiter, meine primären Bezugspersonen würden mich ja da so annehmen und auch bestätigen in dem, was an mir, an Begabungen schon vorhanden ist und an Eigenschaften, die liebenswert sind und so.

Speaker 1:

Wenn das aber nicht kommt, sondern ich brauche dich als das angehende Fußballstar-Kind oder so, ne, also Väter ich habe das öfter auch in der Praxis gehabt Väter, die eine verpasste Fußballkarriere haben, das ist ein ganz großer Klassiker kurz vor dem Sprung in die Profikarriere ob das jetzt Eis okay ist oder Fußball, und dann kommt die Verletzung, und man ist noch nicht so weit, dass man dann also, wenn man schon so ein Profirenntpferd ist, dann werden die Ärzte bezahlt, und alles wird getan, damit das Ding weiter läuft, aber wenn man gerade auf dem Sprung ist, noch gar nicht ganz sicher ist, dass man schon die große Karriere macht und schon Millionen wert ist, wird man ganz schnell aussortiert, und das sind häufig dann auch die Väter, die dann irgendwie einen Sohn haben, der auch Fußball begabt ist, und der wird gefördert bis zum Umfallen, und so Und manchmal auch ist das auch zu viel und passt dann gar nicht zu dem, wie dann vor allem im Jugendalter sich so ein junger Mensch eigentlich entwickeln möchte.

Speaker 2:

Ja, genau, ja sehr spannend Auch deine Erfahrung, gerade in dem Fußballverein. Ja, ich muss jetzt nochmal so auch gerade denken, nachdem du so geschildert hast, diese Möglichkeit der Bewältigungsmechanismen, die man sich aneignet Also das ist ja so schön gesagt Entweder, die Eltern geben einem eine Möglichkeit, seinen Selbstwert sich zu holen, indem man eben ein guter Fußballspieler wird oder super in der Schule wird oder so, und dann hat man schon eine Bewältigungsform, die man verfolgen kann, was natürlich auch gut ist. Oder wenn ich mir etwas aneigene, gut in der Schule zu sein, erfolgreich gut musizieren zu können, fußball spielen zu können, und darüber erhalte ich die Bestätigung, eine liebenswerte Zuwendung meiner Eltern, sind das natürlich auch möglicherweise Talente, fähigkeiten, die ich trainieren kann und später gut nutzen kann.

Speaker 1:

Ja, die aber einen Preis unter Umständen haben. Das kann einen Preis haben, und oft kommen ja dann im späteren Alter die Depressionen. ja, dann genau, weil man eben diese Erfahrung nagt an einem, dass man für das, was man innerlich eigentlich wirklich ist, sozusagen nicht wirklich geliebt wurde oder das Gefühl hatte, damit nicht angenommen worden zu sein, sondern nur in die Anpassung gegangen ist. Genau.

Speaker 1:

Aber es hat auch einen Vorteil. Sonst besser besser als nichts, oder? Wenn man also ja, dann kriegt man zumindest ein bisschen Futter. Schwierig haben es, glaube ich, die Kinder, die dann auch nicht in die Anpassung gehen können.

Speaker 2:

Wie erliebst du dir? Was passiert dann?

Speaker 1:

Ja, die werden dann sehr aufsässig, oft und sehr vielleicht gibt es alle möglichen Formen sehr aggressiv oder ziehen sich zurück, oder er entwickelt schon ganz früh so so ganz stark nazistische Tendenzen. Also ich denke an vor dieser Aufnahme, was schon ein bisschen in der Wedding gesprochen hat der ist ja der, der dann in der Handwerkerfamilie pfuchst, ja auf und war unglaublich künstlerisch begabt. Sein Vater war das auch. Der hat das aber nicht leben können, und der hatte hat ihm das eigentlich verwehrt. Ja, letztendlich, und der hat immer wieder, ist immer wieder in Situationen geraten, wo wo er eigentlich für diese Begabung entweder wurde sie ihm nicht geglaubt, also eher als er junger war, wurde ihm nicht geglaubt, dass er es gezeichnet hat, und so weiter, oder es wurde einfach nicht honoriert.

Speaker 2:

Spannend, ja interessant. Und das andere, was du erwähnt hast, ist also, es kann sein, dass, wenn ein Kind aggressiv ist, dass es eigentlich irgendwie das Gefühl hat, nicht zu genügend oder nichts wert zu sein. Ja, spannend, noch mal ganz interessant finde ich eben, von außen solche Symptome oder Symptome zu bemerken, also irgendein Problem, und dann eben sich auf die Entdeckungsweise zu machen. was steckt denn eigentlich dahinter? Und wir kommen ja eigentlich fast immer zum Selbstwert, oder Wie siehst du das? Also auch gerade, was du vorhin benannt hast, wenn man die Erfahrungen gemacht hat.

Speaker 2:

es gibt Seiten von mir, die sind okay, da komme ich gut an, da kriege ich Zuspruch und Liebe und so weiter Aufmerksamkeit. Und dann gibt es aber Seiten von mir, die sind irgendwie scheinbar nicht okay. also, es kommt nicht an, und ich erlebe oft das also bei den Patienten vor allem, dass sie die Erfahrungen gemacht haben. die Seite, wo es, wo die konfliktreich sein kann, also die Seite, die vielleicht wütend ist oder ärger macht oder so, die ist nicht erwünscht, und dann leidet natürlich der Selbstwert darunter. Da hast du ja auch der Präsion angesprochen, wird das nochmal ein spannendes Thema, also dass jemand auch depressiv werden kann, wenn er sieht oder die Erfahrung macht, er ist nicht willkommen so wie er ist, oder dieser Bewältigungsmechanismus, den er sich angeeignet hat. da übernimmt er sich wahnsinnig, aber kriegt nicht das, wonach er ja strebt, nämlich das, einfach angenommen werden und einfach zufrieden mit sich zu sein und eins mit sich zu sein.

Speaker 1:

Für ein Kind ist das natürlich sehr schwer zu erkennen, dass das ja sehr viel mehr mit den Erwachsenen zu tun hat als mit dem Kind selber. Mit dem Kind ist ja erst mal, wenn es auf die Welt kommt, alles in Ordnung im Großen und Ganzen. Es gibt natürlich Kinder, die haben vielleicht ein feurigeres Temperament, und andere, die haben ruhigeres Temperament. Die einen halten die Eltern nachts länger wach, die anderen lassen sie mehr schlafen. Das ist ja auch hilfreich, die Kinder das können. Aber es ist halt nicht immer so, und das ist die Aufgabe der Erwachsenen, damit klarzukommen. Aber Kinder verinnerlichen dann relativ schnell, dass das mit ihnen was nicht stimmt. Und dann bildet sich unter Umständen wirklich so was ganz im jungischen Sinne, so was wie ein Minderwertigkeitskomplex.

Speaker 1:

Das ist ja ein Begriff mittlerweile der absoluten Küchenpsychologie, der Minderwertigkeit. Man kennt ja keinen Komplex, aber den Minderwertigkeitskomplex kennt man, und das heißt eigentlich genau genommen nichts anderes, als dass immer wieder Erfahrungen von Entwertung nichts wert sein, nicht gut genug sein, ausgestoßen werden, vielleicht für eine eigene Regung, dass die sich aneinander anlagern und eben komplex, also sozusagen wie so ein Volkneul an Erfahrungen bilden. Und wenn dann irgendwie ein Element dieses Erfahrungsnetzwerks angesprochen wird in einer ähnlichen Situation, dann poppt sozusagen das Ganze wieder auf, und dann sind wir überflutet mit diesen Gefühlen von Minderwertigkeit, und dann kriegen wir vielleicht auch nichts hin, wo wir es vielleicht dann gerade hinkriegen müssten, damit wir mal eine neue Erfahrung machen.

Speaker 1:

Aber dann mehr in der Vergangenheit leben als in der Gegenwart. Plötzlich Das ist häufig, wenn sozusagen immer wieder Entwertungen erlebt werden, dass sich dann so ein Minderwertigkeitskomplex bilden kann. Und ich finde, du hast völlig recht, wenn du sagst, da geht es sehr viel um Bewusstwertung, und ja, man muss sich eigentlich so dann wirklich anschauen. Na Moment, also die Bewertung, die ich davon außen bekommen habe im Laufe meines Lebens, war die denn gerechtfertigt? und vielleicht sogar, dass man sagt, wo war sie vielleicht gerechtfertigt, wo war sie nicht gerechtfertigt? und häufig war sie nur zu ganz kleinen Teilen vielleicht gerechtfertigt und sowieso nicht in diesem grundsätzlichen Ausmaß. Ja, wie Kinder das dann manchmal verinnerlichen oder Jugendliche auf ihrem.

Speaker 1:

Weg ins Leben und da Schlüsse draus ziehen für den Rest ihres Lebens. Und das Problem ist ja häufig, dass man dann vergisst, dass man diese Schlüsse auf bestimmte Erfahrungen gezogen hat, sondern man lebt dann einfach nach diesen Glaubenssätzen. Wie meinst du dazu?

Speaker 2:

Ja, ich dachte jetzt auch gerade so an diese verzerrte Wahrnehmung, die man dann hat. Also es ist dann so, wie du gerade so schon erklärt hast, wie wenn man eine Brille aufhat mit einem bestimmten Filter, und man sieht sich eben immer nur durch den Filter rot oder so. Das heißt immer ja, ich kritisiere mich die ganze Zeit, ich schaff's nicht, ich bin eh zu dumm, ja, das gelingt mir eh nicht, oder ich sehe nicht gut genug aus, ich bin nicht gluck genug, und diese kontinuierlichen Entwertungen pausenlos so da sind, und ganz spannend. Ich wollte dich noch eins fragen du hast nämlich das Wort Komplex eben Minderwertigkeitskomplex benannt, und du hast den Komplex so als eine Art Volkneul beschrieben. Das fand ich noch ganz spannend. Wie würdest du das vielleicht noch ein bisschen erklären? Ich könnte mir vorstellen, dass das Interessantes zu verstehen. Was bedeutet das eigentlich?

Speaker 1:

Der Begriff Komplex kommt eigentlich aus der jungen Psychologie. Kargustav Jung, schüler von Freud, hat mittels das Assoziations-Experiments herausgefunden, dass das Unbewusste als allererste über sogenannte Komplexe strukturiert ist. Also, assoziations-experiment heißt ich rate die Analyste von Wörtern runter, und du sagst immer ein Wort, das dir dazu einfällt und dann hat Jung nix anderes gemacht, als Zeit zu messen.

Speaker 1:

wie lang brauchst du, um ein Wort dazu zu sagen? Also, wenn ich sage Weiß, dann sagst du irgendwann Milch vielleicht und so weiter, und bei manchen Begriffen, dann dauert's ja. dann dauert's einfach plötzlich 3, 4, 5 Sekunden, und du bist so gehemmt und kannst nix sagen. oder du reagierst viel schneller mit irgendwas, das so ganz merkwürdig ist oder nicht passt oder so so richtig, und dann geht's einfach nur drum zu schauen. im Durchschnitt brauchst du so und so lange zum reagieren, und bei manchen Sachen brauchst du viel, viel länger. in der Regel ist es länger, weil dann die Hemmungen kommen, weil du dann angesprochen bist. in diesen Komplexerfahrungen Und über diese assoziativen Begriffe kann man ungefähr feststellen, wie so ein Komplex aussieht, was für Begriffe da drin sind. Und so hat die Hunde herausgefunden, dass sich das, was so in der Psyche so gehemmt ist, immer unbewussten, dass sich das irgendwie zu so einem Gebilde und auch zu mehreren verschiedenen Gebilden zusammenwalt.

Speaker 1:

Wir haben das heute sehr stark ja, auch in der Hypnotherapie mit den Erlebnissnetzwerken. Ja, seit die Hirnforschung da wesentlich weiter ist, wissen wir da auch viel mehr darüber, dass eben Erlebnisse im Gehirn es gibt ja diesen Satz Neurons, fire Together, wire Together und umgekehrt wenn sozusagen bei Trauma Trigger bei Trauma ist so ein typisches Beispiel. Also eigentlich, genau genommen ist das eine Art von Komplexbildung, könnte man sagen, im jungen Sinne. Wenn du dann irgendwas Schlimmes erlebst, und da ist die Farbe rot besonders prägend, dann ja, da, wo das passiert ist, dann siehst du wieder was Rotes. kann es sein, dass die ganzen Gefühle und das erleben und alles, was da ist, sozusagen Alleine durch diesen kleinen Reiz wieder aufgerufen wird. Dann hat man, wenn das so ganz krass ist, dann hat man dieses typische Flashback-Erlebnis, was bei Soldaten so bekannt ist.

Speaker 1:

Die hören Knall von einem Autofielzündung und sind wieder im Kriegsgebiet und fangen dann auch an, sich zu verteidigen und sonst was. Dann kommt die Vergangenheit und überholt die Gegenwart und überfällt die. Genau genommen kann man auch sagen Erlebnis-Netzwerk. Dann hast du so einen Wollknall, dann ziehst du an einem Faden, und dann kommt so der ganze Klumpen mit hoch, und dann nicht nur der eine Faden, nicht nur einer sagt heute finde ich dich aber doof, sondern du hörst dann.

Speaker 1:

du hörst nicht nur heute finde ich dich doof, sondern du hörst deine Eltern, deine Grundschullehrer, alle, die dich jemals irgendwie als doof und blöd bezeichnet haben, und dann kommen die ganzen Gefühle, die du als Kind und so weiter das kommen auch, plötzlich brechen in die Gegenwarte ein, und dann erlebst du die wieder.

Speaker 1:

Und dann kann es sein, was machst du jetzt draus? Entweder kommst du in die kindliche Verzweiflung, oder du gehst sozusagen in die Abwehr und sagst und wirst besonders wütend und flippst völlig aus, und dann brüllst du ihn zusammen, kannst du es wagen, und so weiter Passiert ja auch gerne am Arbeitsplatz, ja auch mit Chefs. Wenn man sozusagen ganz negative Elternerfahrungen hat mit Autoritätspersonen, dann tut man sich natürlich auch schwer, wenn der Chef kommt und sagt mal was gemeines oder blödes oder ist mal ein bisschen ruppiger oder so. Es gibt natürlich auch Chefs, die haben es verdient, wenn man sie dann anbrüllt. Aber das macht es halt in der Kommunikation schwierig, weil man dann nie eigentlich um die Sache spricht, die gerade dran ist, sondern da kommt die geballte Ladung der ganzen Lebenserfahrungen, die wird sozusagen mit auf den Teller gelegt, und das ist schwer verdaublich, das passiert.

Speaker 2:

Also, das heißt, wenn zum Beispiel ich mit jemandem mal angenommen, ich gehe ein Amt und habe damit jemandem zu tun, der einen Merkmal hat, dass mich an, sagen wir mal, meinen autoritären Vater oder so einen unangenehmetigen Alter aus der Kindheit erinnert sagen wir mal, der hat so einen bestimmten Hut auf oder so, oder von der Statur dann reagiere ich genauso, wie ich damals eben reagiert habe, mit keine Ahnung, mit acht Jahren oder mit zehn Jahren, und ich merke das aber nicht, oder?

Speaker 1:

Ja, also in einer Komplexreaktion merken wir eigentlich immer, weil wir plötzlich merken hoch, was ist jetzt los. Ich kann mich gar nicht mehr irgendwie an mich halten, ich komme ins Schwimmen, ich weiß gar nicht, ich bin plötzlich total aufgewühlt. Ja, hinterher denke ich vielleicht, was war denn jetzt mit mir los? Ja, lustigerweise, das kann natürlich auch passieren, wenn es von jemand anderem kommt. Ja, wir hatten es ja von der projektiven Identifizierung. Also, wir können auch durch das, was jemand anders auf uns wirft, an Effekten können wir auch sozusagen ausgeknipst werden. Und dann hinterher der Geruch. So reagiere ich jetzt normalerweise auch nicht.

Speaker 1:

Aber jetzt auf dem Amt. Dann sagt dann der Mitarbeiter, sagt dann vielleicht ah, das haben sie aber nicht richtig ausgefüllt, und zag bin ich irgendwie innerlich im selben Gefühl. Also, wenn es mir bewusst ist, dann kann ich was tun, aber oft bin ich nur im selben Gefühl, mir ist aber nicht bewusst, womit das zusammenhängt. Dann bin ich aber vielleicht in dem Moment im selben Gefühl wie der gemeine Vater, der so wertend meine Hausaufgaben immer kontrolliert hat, jeden Abend.

Speaker 1:

Ja, Dann sagt er auch das hast du aber nicht richtig gemacht. Ja, und wenn er das einmal sagt, ist ja egal. Wenn er ansonsten lieber Mensch ist, dann verzeihen wir ihm das auch und so, dann ist das nicht schlimm. Aber wenn die Beziehung sowieso nicht gut war, also das reicht alleine nicht, dann muss irgendwas im Argen sein. Aber wenn das immer entwertend war und dann schon ja die Befürchtung da ist, oh Gott, jetzt kommt er wieder meine Hausaufgaben kontrollieren, und wenn dann 30 Jahre später der Mensch im Amt kommt und sagt, das haben sie aber nicht richtig ausgefüllt, ausgefüllt, dann ist man mit Gefühlen ausgefüllt, ja, Ja, das heißt, es könnte unter Umständen sein, dass ich dann zum Beispiel in eine Angstreaktion gefangen bin, also ganz starb vor Angst, zum Beispiel.

Speaker 2:

Zum Beispiel Mal angenommen, an Mobbing-Erfahrungen. Also ich weiß nicht, wie es bei dir mit den Kindern geht, aber das habe ich ganz oft auch bei Erwachsenen, wenn die Mobbing erlebt haben, dass die dann ganz schnell in so eine Schreckstare fallen oder von Angst überflutet sind und auch so gerade in sozialen Kontakten, dass oftmals schwierig ist. Oder die andere Reaktion wäre, wie du vorhin angedeutet hast, diese Abwehr. Vielleicht kannst du den Begriff nochmal erklären, wenn du Lust hast. aber in diese Wut zum Beispiel zu gehen, was ist denn das für ein Volldepp oder was bilden sie sich eigentlich ein? in die Wut zu gehen und darüber eben etwas anderes nicht spüren zu müssen?

Speaker 1:

Ja, und dann auch übermäßig. Das wird ja. nicht zu sagen, ja habe ich vielleicht nicht richtig ausgefüllt und finden jetzt eine Lösung oder wie geht es jetzt weiter, ja, sondern dann zu sagen, ja, das habe ich richtig ausgefüllt?

Speaker 1:

ja, sie haben es bloß nicht richtig gelesen, und so weiter. und dann ist man diskutieren und streiten, und dann kriegt man am Ende irgendwie Das Formular nicht oder so, was man braucht, und dann gibt es noch mehr Streit. dann holt man noch den Vorgesetzten dazu, der stellt sich dann hinter der Arbeit, und dann eskaliert alles. Ich habe solche Situationen in der Klinik auch schon erlebt. Ja, wirklich.

Speaker 1:

Ja, ja, wo dann die Eskalation am Start war. Manchmal lässt es sich auch wirklich entschärfen, indem man aus diesem Muster ausbricht. Dann hatte man eine so eine Situation da waren ja auch Erwachsene Eltern da von der Jugendlichen in der Klinik Furios, und sie waren nicht erreichbar, und so weiter. Und irgendwann wir haben gedacht, ok, kommen wir hin, nicht weiter haben sie gefragt, dass offensichtlich war da eine große Not, warum sie niemanden erreicht haben, warum das so wichtig war. Jetzt kurz vor Weihnachten war das, glaube ich, da hätten sie sich wohl gewünscht, dass wir sie unterstützen, und boah, wir haben viel, alles ab, die ganze Wut, viel ab.

Speaker 1:

Und sagten sie ja, wir wussten überhaupt nicht, wie wir uns verhalten sollen, und so weiter, und dann war es wieder möglich, miteinander zu sprechen. Manchmal kann man auch ausbrechen aus der Spirale von Eskalation, und dann sagt der eine du bist blöd, ihr habt uns weiter.

Speaker 2:

Ja, spannend. Also einmal hast du benannt das fand ich noch mal ganz interessant, auch das festzuhalten intensive Emotionen. Also wenn ich in einer intensiven Emotion drin bin, weil vielen Menschen ist das ja gar nicht klar, das muss man ja erstmal herausfinden oder sich das bewusst werden Aha, dann ist so ein Komplex aktiviert, oder dann ist eine Erfahrung aus der Vergangenheit, aus diesem Erlebnis-Netzwerk aktiviert. Ja, möglicherweise.

Speaker 1:

Das ist ja das Schwierige, das kann ja auch von jemand anderem kommen und mich überfluten.

Speaker 1:

Das geht auch in der sogenannten Übertragung, wenn jemand was auf uns wirft, was gar nicht zu uns passt. Das dann die projektive Identifizierung, das hat man das letzte Mal zu mir gesprochen hatten, wo jemand quasi dafür sorgt, dass mich so verhalte, wie er es erwartet, obwohl ich das vielleicht selber gar nicht so würde, und ich wundere mich hinterher, warum ich jetzt so plötzlich solche Gefühle hatte. Das gibt es auch, Aber eben auch die eigenen, und manchmal ist ja auch der Effekt berechtigt. Also, das ist nicht immer nur aus der Vergangenheit, aber es vermischt sich eben, und das ist das Schwierige, und das braucht immer wieder so ein Stück Bewusstwerdung. Ich glaube, dass das uns allen oft eben nicht gelingt. Genau Gut ist, wenn man dann immer noch ein zweites Mal miteinander sprechen kann. Ja, genau Wenn es eskaliert ist.

Speaker 2:

Ja, also, das heißt, wenn ich mich in einem Gefühl entweder erlebe von sagen mal, ich fühle mich im Gekränk oder ich schäme mich. Das Gefühl von Scham ist ja auch für viele ganz schwer greifbar. Also, wenn ich mich irgendwie nicht gut, minderwertig fühle, mich schäme, so unzureichend, irgendwie wahrnehme, kommt es dann von mir? ist da in mir etwas reaktiviert worden? oder kommt es von der anderen Person, mit der ich zu tun hatte, die sich vielleicht so fühlt, aber das nicht fühlen möchte, oder so? Oder habe ich tatsächlich, habe ich es einfach verbockt?

Speaker 1:

Vielleicht habe ich auch einen von schlechten Tag gehabt auf dem Abend und habe meinen Ärger. Ja, das ist dann die Verschiebung. Ja, das ist auch ein Abwehrmechanismus. Das haben sie aber nicht richtig ausgefüllt. Ja genau. Das ist vorbei. und dann sage ich mir du kommst mir gerade recht so, und jetzt kriegst du meinen ganzen Ärger ab, den ich aufgestaut hatte. vom Rest des Tages Kennt man ja so kommt von der Arbeit und kickt erst mal den Hund, so ungefähr Der Klassiker. Nicht, dass ich das machen würde.

Speaker 2:

Ja, das wird immer klassischerweise aufgeführt. Bei den Beispielen, glaube ich, der Abwehrmechanismen. Sag mal, magst du noch ein bisschen was zur Abwehr an sich sagen? Abwehrmechanismen, vielleicht können wir darüber sprechen. Welche Abwehrmechanismen nutzen wir denn? oder nutzen Menschen, um zum Beispiel dieses ganz empfindliche, sensible Selbstwertgefühl ja zu kompensieren, oder wenn man sich eben verwundbar fühlt, verletzlich, schwach fühlt, damit umzugehen? Was sind denn Abwehrmechanismen?

Speaker 1:

Boah, das ist natürlich ein großes Feld, gibt ja einige, die benannt worden sind. Das Grundkonstrukt kommt aus der Psychoanalyse und dient eigentlich immer dazu, ja, das eigene ich vor den Besetzungen, überfluchtung durch das Unbewusste zu schützen. Also dient eigentlich immer dazu, dass etwas, was in echt da ist, nicht zu Bewusstsein kommt. Da ist der, sagen wir mal, aller häufigste Abwehrmechanismus auch ein relativ reifer. Es gibt also unreifere und reifere Abwehrmechanismen, aber der häufigste, den Menschen einsetzen, ist die Verdrängung. Ja, war so. Dann sagt er was Blödes zu mir, und ja, ich reagiere da gar nicht groß drauf, sondern sag mir, ich habe jetzt nichts gefühlt Und habe weder die Minderwertigkeit gespürt noch den Ärger, den das ausgelöst hat. Und dann trage ich das so mit mir rum und denke, ich bin ja echt total ausgeglichen, ich fühle ja gar nicht groß warst. Und zu Hause sagt mir dann Mensch, bist du schlecht gelaunt? Dann sage ich stimmt überhaupt nicht. Ja, und dann sind wir beim zweiten Abwehrmechanismus. Wenn ich dann sage stimmt nicht, du bist schlecht gelaunt, dann sind wir bei der Projektion. Also, wenn ich das, was ich an eigenen Gefühlen sozusagen in mir trage, dann auf jemand anderen Werfe und das am anderen Erlebe, an mir selber aber nicht, dann bin ich in der Projektion.

Speaker 1:

Ja, ich kann auch in die Wendung gegen das selbst gehen. Ja, und dann sagt er, das haben sie aber nicht richtig ausgefüllt. Das sage ich innerlich ja, sie haben total Recht, gott, es tut mir furchtbar leid. Ja, und ich bin so ein schlechter Mensch, jetzt mache ich ihnen da so unnötig Arbeit. Ja, und ich fühle das auch. Ich meine das nicht sarkastisch, ja, sondern dann gehe ich vielleicht in die Wendung gegen das selbst.

Speaker 1:

Also, statt dass ich den Ärger fühle, richtig den Ärger auf mich, und denke, ja, ich bin aber auch ein Dämpner, dann habe ich das nicht richtig ausgefüllt. Jetzt ist der arme Mensch da im Amt und so weiter. Ja, das sind so ein paar. Also es gibt noch eine ganze Reihe mehr Abwehrmechanismen. Aber ich glaube, wenn es um unseren Selbstwert geht, dann haben wir also entweder nehmen wir nichts wahr, wir richten den Ärger. Wenn wir uns in unserem Selbstwert angegriffen fühlen, dann ist immer besonders Bedrohung da, weil das immer so ein bisschen so eine Auslöschung gleich kommt. Dann haben wir die Möglichkeit wir schützen uns in Anfangs durch, indem wir uns selber noch mehr runtermachen. Ja, weil wenn ich mich runtermache, kann mich niemand anders mehr runtermachen. Das ist die Wendung gegen das selbst. Da habe ich den Ärger dann und richte ihn auf mich ja in die Autoaggression.

Speaker 1:

Oder eben, ich gehe und übersteigere den Ärger und sage der hat auch gar keine Ahnung, was will der überhaupt von mir? der ist so unfähiger, inkompetenter Mitarbeiter, so ja, und hol den Chef weh, und dann eskalier das Ganze, und alles dient aber letzten Endes ja aus therapeutischer Sicht, aus psychoanalytischer Sicht dazu, zu verhindern, dass man diese Gefühle wirklich spürt.

Speaker 2:

Das heißt, es ist nochmal ganz spannend, die Bedrohung. Es gibt ja eine äußere Bedrohung, über die ich natürlich so im Rahmen von Trauma, traumfolge, störungen und so immer gerne spreche. Aber es gibt auch eben diese innere Bedrohung, nämlich wenn der eigene Selbstwert ja ganz niedrig zu werden droht oder wenn jemand anderes mich demütigt, mich irgendwie auseinander nimmt und ich dann gar nichts mehr wert bin. Das ist eine ganz große Bedrohung, wenn ich dich richtig verstehe, vor der uns unser Unbewusstes versucht zu schützen, also mit diesen Abwehr.

Speaker 1:

Ja genau wir brauchen ja auch das Gefühl, dass wir irgendwie was wert sind. Umgekehrt ist auch der Selbstwertbegriff wie findest du das? Ich finde, der ist auch ein bisschen übersteigert worden, ja, heutzutage. Aber es ist vielleicht auch ich spreche es ja immer wieder an ich habe ja die Hypothese, dass wir eine narzistische Gesellschaft haben, also eine ganze Gesellschaft, die eigentlich äußerlich den Selbstwert übersteigert, ja, mit den ganzen Social-Media-Sachen und so weiter, aber innerlich so ein Gefühl von Minderwertigkeit kultiviert auf der unbewussten Seite, und vielleicht ist deswegen auch so viel über Selbstwert mit dauernd geredet.

Speaker 1:

Und ich habe manchmal auch erlebt mit Patienten, dass sie sagen ja, also ich kann jetzt nicht arbeiten, und so weiter. Ich muss jetzt erstmal meinen Selbstwert aufbauen, und dann kann ich vielleicht irgendwann wieder anfangen, mir eine Arbeitsstelle zu suchen. Da sagst du genau, und das habe ich auch reagiert, je weiter es mir mehrfach passiert. Dann habe ich immer die Frage gestellt naja, aber woran wollen sie denn dann ihren Selbstwert festmachen, wenn sie nur noch zu Hause sitzen? Und das ist vielleicht doch etwas, dass wir den Selbstwert schon auch aus irgendetwas, was wir tun und was wir können, ja aus unserem eigenen Kompetenzgefühl, aus dem Gefühl, etwas gestalten, etwas bewirken, etwas bewegen zu können, dass wir da auch dieses Selbstwertgefühl irgendwo auch ableiten. Und nämlich es ist auch wirklich Verhandlungssache Wenn die ganze Welt mich als wertlos betrachtet, dann habe ich es schon sehr schwer, meinen innere Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten. Da muss ich schon ganz schön hart gesotten sein und viel aushalten.

Speaker 1:

Und das betrifft ja auch zum Beispiel in Gruppen, in Teams, in Gesellschaften ja offen eine Meinung zu vertreten, die die anderen nicht teilen. Da fängt das ja schon an. Und dass wir da sehr abhängig sind von dem, was unser Ruf ist oder was andere Menschen von uns denken. Das sieht man dann daran, dass viele Menschen lieber schweigen, als sich öffentlich oder offen in Teams oder in anderen Gruppen, in anderen Bezügen oder auch zu gesellschaftlichen Prozessen zu äußern, eben aus der Befürchtung, ausgestoßen zu werden, weil das ist eine absolute Vernichtung für den Selbstwert.

Speaker 1:

Evolutionär kann man das ja auch erklären. Also, wenn man früher aus der Gemeinschaft ausgestoßen wurde, ja, in Zersteinzeit oder so, dann war man im Prinzip tot, weil dann gab es keine Chance zu überleben. Ja, auf sich alleine gestellt und nur allein und ohne Rückhalt durch den Stamm oder die Gruppe war das tödlich. Ja, das endete meistens auch tödlich. Also, in irgendeiner Form musste man schon geduldet bleiben, um überhaupt überleben zu können. Und das ist, glaube ich, psychisch immer noch sehr, sehr stark in uns. Und wir sind nun mal Beziehungswesen. Ja, menschen sind Herdentiere, bilden Gesellschaften, die brauchen einander. Und da ist es schon eine heiße Geschichte, ja jetzt sich hinzustellen und eine Meinung zu vertreten, die in einem Team zum Beispiel als No-Go gilt oder als das stimmt alles gar nicht So. Was kann man, wie kann man nur so denken?

Speaker 1:

Wie siehst du das denn?

Speaker 2:

Ja, also eben dieser Team, die du ansprichst, von Selbstbehauptung Ich dachte auch gerade an ein Rückgrat haben Also auch innerlich fühlen, was ist meine Wahrheit oder wofür stehe ich ein, was fühlt sich für mich richtig an? Und dann im zweiten Schritt darf ich das überhaupt äußern, oder werde ich eben sonst ausgestoßen aus der Herde? Da hast du sicherlich sehr, sehr recht. Ich dachte mir auch gerade daran mit deinen Beispielen, dass wir durch die ganzen Social Media ja immer mehr oder die Gefahr besteht, da immer mehr eingeengt zu werden.

Speaker 2:

Also, man ist sozusagen wie erpressbar, so ein Stück weit. Ich präsentiere mich auf Social Media dann nur noch so, wie es sozial akzeptiert, wie es erwünscht ist, und katapultiere mich damit aber in eine Schiene, in der ich nicht mehr ganz sich selber bin. Ich glaube, das hattest du in unserem letzten Gespräch auch so als Beispiel benannt. Ja, also, das heißt, wenn ich auch dieses Auseinanderklaffen, was du berichtet hast, also ich präsentiere eine Seite von mir, sagen wir mal die erfolgreiche, super tolle, immer gut aussehende Frau Facette, und innerlich fühle ich mich vielleicht irgendwie anders, und das klappt dann total auseinander. Und vor allem bin ich auch wie erpressbar, weil, wenn mich jemand kritisiert oder es jemandem missfällt, dann könnte es sein, dass mein Selbstwettgefühl ganz auseinanderbericht.

Speaker 1:

Ja, eben gerade jetzt quasi bei Social Media Stars oder Models ist das ja häufig auch ein Thema, dass die zwar unheimlich gefüttert sind, ja nach außen hin, gleichzeitig aber immer mit der Frage zu kämpfen haben bin ich überhaupt gemeint oder nur meine schöne Fassade? Und wenn man quasi so einen Beruf macht und dann auch vielleicht sogar berühmt ist, und alle finden einen attraktiv, und man bekommt Tausende von Angeboten von Männern und so weiter, und er hat dann nicht irgendwo auch so etwas wie einen stabilen Kern, ja an Wertgefühl, der unabhängig ist von dieser äußeren Fassade, dann ist es, glaube ich, schon sehr schwierig, das durchzuhalten, weil man dann immer auch wieder in diese doppelte Buchführung reinrutscht. Man muss an, einerseits muss man ja die Fassade aufrechterhalten, weil sonst fürchtet man ja dann innerlich, dass man gar keine positive Rückmeldung bekommt, keine Bestätigung, nichts, was mal den Selbstwert stützt, aber innerlich ist dann immer gleichzeitig damit verknüpft naja, aber irgendwie bin ich letzten Endes doch nicht gemeint.

Speaker 2:

Das heißt, dass diese innere Not dann bestehen bleibt, und dann bleibt die innere Not.

Speaker 1:

Tatsächlich, das kann sein, das ist äußerlich glemmerglemmer und innerlich absoluter Armut, was das Selbstwertgefühl angeht.

Speaker 2:

Was würdest du denn deinem Patienten empfehlen? oder allgemein mit Kindern? das würde mich sehr interessieren, wie du davor gehst. Aber vielleicht auch noch diese spannende Frage was kann ich denn tun, um einen gesunden Selbstwert zu entwickeln? Also, wie kann ich mich davor schützen, dass ich so eine falsche Fassade aufbaue, die dann irgendwann zusammen krachen kann, wenn mich doch jemand kritisiert oder so? Was stärkt unseren Selbstwert?

Speaker 1:

Da, ich glaube, ein realistisches Bild von sich selbst. Also, das ist eine Frage eines Gleichgewichts, ja, einer Balance zwischen dem, was wir von außen an Rückmeldungen bekommen. Es tut mir leid, aber wenn die Umwelt mir eine bestimmte Rückmeldung über mich gibt, dann ist es in allermeisten Fällen richtig, und ich bin falsch. Ja, es ist fast immer so. Ich kann aber auch richtig liegen, und die ganze Welt draußen rum ist verrückt. Also, da gibt es auch manchmal, aber sehr, sehr selten. Insofern ist auch die Rückmeldung von außen ist schon wichtig. Ja, wenn alle sagen, mit dir kann man nicht zusammenarbeiten, dann sollte ich vielleicht schon anfangen, mich zu fragen, warum eigentlich?

Speaker 1:

Und ich glaube, dieses Gleichgewicht lässt sich nur erreichen, indem man ein realistisches Selbstwertgefühl entwickelt. Das speist sich ganz sicher aus unseren Kompetenzen, aus unserem Kompetenzgefühl, aber auch aus der Kenntnis ja, im jungen Sinne blumige Sprache aus der Kenntnis ein Stückchen Beziehung zu unserem Schatten, also das, was wir sozusagen an uns nicht wahrhaben wollen. Ja, in unseren Charakterschwächen, an unseren Fehlern Ja. Und wenn man das sich ein Stückchen bewusst gemacht hat, ist das Schöne daran, dann wird man mit sich selber, aber auch mit anderen ja ein bisschen nachsichtiger.

Speaker 1:

Dann muss man auch nicht so einen Riesenwert haben, man muss nicht immer alles perfekt können, man kann auch mal Fehler machen, dann darf man sich auch mal Hilfe holen. Ja, und das ist ja auch sehr wichtig, man kann trotzdem ein Kompetenzgefühl aufrecht erhalten, wenn man sagt okay, das schaffe ich nicht alleine, da bin ich überfordert, ich brauche Hilfe. Aber das Endergebnis sorgt dann dafür, dass es mir gut geht, weil ich die Aufgaben, die das Leben mir stellt, bewältige. Ich glaube, dass das eine ganz große Rolle spielt, ein realistisches Selbstwertgefühl zu entwickeln, und dazu braucht es ja dieses uralte Wort Selbsterkenntnis. Ich muss mich kennen. Wie würdest du das denn sehen?

Speaker 1:

Ja, genau Was braucht es denn?

Speaker 2:

Das ist ganz toll erklärt. Also bin ich ganz, ganz d'Acoa, finde ich ganz super, was ich mir noch eingefallen ist Du hast ja ebenso schön benannt, dieses realistische selbst Bild, sich zu erkennen und vor allem aber auch das Aushalten. Also daran musste ich gerade denken. Das heißt, ich muss auch in der Lage sein, das auszuhalten, die Kritik von den anderen, oder dass ich eben Seiten habe, die anderen missfallen, und vielleicht irgendwie eine nervige Seite, hat ja jeder irgendwo Also dieses einfach Aushalten können, diese Affekte-Jolleranz, so wie wir es ja benennen, das Aushalten können, dass ich da in irgendeinem Bereich nicht so doll bin, und das ist okay, und dass ich mich dann trotzdem gern habe. Da fällt mir immer diese EFT-Übung ein.

Speaker 2:

Kennst du das, wenn man sich so abklopft und sich sagt auch wenn ich jetzt heute das nicht gut gemacht habe, wenn ich müde bin, wenn irgendwie mag ich mich trotzdem so, wie ich bin, und das finde ich so eine ganz schwierige Aufgabe für viele. Also habe ich auf die Erfahrung gemacht, dass es Patienten sehr schwer fallen kann, sich zu sagen, mag ich mich trotzdem oder habe ich mich trotzdem gern. Da kommen wir wieder zu dieser Auto-Aggression, die du auch schon erwähnt hast. Das heißt, viele haben in sich einen, sagen wir mal, einen inneren Zweifler, einen inneren Kritiker sitzen, eine innere Stimme, die die ganze Zeit entwerten der Äußerungen macht, und dann kann es mitunter sehr, sehr schwer fallen, sich einmal realistisch einzuschätzen Und zweitens das auch auszuhalten. Ich bin eben nur im Durchschnitt oder so, ich bin jetzt gar nicht so großartig, oder diese unangenehmen Dinge auch zu ertragen.

Speaker 1:

Ich frage mich gerade, ob das vielleicht auch eine Folge einer Art Religionskrise, die wir vor allem im Westen haben. Ich habe mal gelesen ich weiß nicht von irgendeinem bodistischen Beinichen, wo ich weiß nicht mehr, ob es Tignatan oder irgendein anderer war Er hat mal über Selbstwert geschrieben, dass er sagte, er kannte das gar nicht. Er hat überhaupt diesen Begriff oder das Konzept, das dahinter ist, und dann musste er wirklich darüber meditieren, weil er sich nicht vorstellen konnte, wie sich das anfühlt, Weil ja in dem Weltbild, das er hatte, alle Menschen die Buddha-Natur haben. Also alle Menschen sind sozusagen in ihrem innersten Bekerren eigentlich schon erleuchtet. sie haben es nur noch nicht realisiert. Also ich vereinfache das jetzt, aber das ist die buddhistische Grundlehre Wir haben.

Speaker 1:

im Christentum haben wir ja dieses Gott schuf den Menschen nach seinem Bilder, also dieses Prinzip der Imago Dei. Wir sind göttliche Wesen von Beginn an, Ganz anders als im Transhumanismus. übrigens, Juval Harari, Homodeus, Also der Mensch ist eigentlich so eine Art biologischer Abfall und kann aber über Technik zu einem Gottmenschen erst werden. Er hat noch die Chance. ja, das ist ein bisschen. ja, das biologische Abfall, habe ich jetzt gesagt. das sagt Juval Harari nicht so, Aber es ist so. vom Prinzip her ist das so. ne, Also eigentlich umgekehrt christlich während des Christentum. ja, bei aller Kritik, die immer wieder am Christentum und so weiter genannt wurde oder vor allem an der Kirche eigentlich. Aber also eigentlich haben viele Religionen haben dieses Prinzip, das sozusagen ein göttlicher Funke in jedem Menschen wohnt, Der verwirklicht werden kann, Aber er ist auf jeden Fall da, und die Seele ist ja auch ewig und so weiter.

Speaker 1:

Aber wir haben das oft nicht mehr im Westen, und ich frage mich, ob es da so eine Art Austrocknung oder eine Transzendenzkrise gibt, die dann natürlich auch andere Faktoren sehr viel wichtiger macht. Dann ist die Bestätigung über Social Media natürlich viel wichtiger, weil wenn das Leben vorbei ist, ist es vorbei, Und ich bin kein Wesen mit einem göttlichen Funken, sondern ich bin irgendwie eine Art Bioreboter oder so was. Und wo soll ich dann meinen Wert hernehmen, wenn mir keiner den bestätigt? Ich glaube, dann ist die wie siehst du das? Kann das auch so eine Art Folge einer spirituellen Krise sein, in der die westlichen Kulturen stecken?

Speaker 2:

Ja, absolut. Ich bin sehr dankbar, dass du da drauf kommst, weil auf jeden Fall also ich würde es ganz, ganz ähnlich sehen Wir brauchen ja eine Art Rahmen, etwas sind, das wir gehüllt sind, was so ein bisschen Vorgaben gibt Und die Religion hatten ja oft diese Aufgaben auch Werte, moralische Sachen und so weiter zu vermitteln, ordnung irgendwo zu geben, eine spirituelle Ordnung. Die sind natürlich oft nicht so gut genutzt worden, es braucht worden eben von der Kirche und so weiter. Aber die Menschen, die wir, funktionieren so, wir brauchen so einen Rahmen etwas sind, den wir eingebettet werden.

Speaker 2:

Und da hast du sicherlich recht, wenn der fehlt, dann suchen wir das in Social Media, in irgendwelchen anderen Ideologien oder so, die aber nicht unbedingt zu unserem besten sind und nicht unbedingt dieses innere Leuchten sehen, was du so schön benannt hast. Wenn ich sehr schön mit der Butternatur oder mit diesem inneren Leuchten so sehe ich das ja auch, und ich versuche das immer auch mit den Patienten so das zu erörtern könnte das dann sein, dass jeder Mensch in sich so eine Anlage hat, etwas Positives, etwas Liebenswürdiges. Und was ich ja oft sehe, ist, dass die Menschen sagen ja, alle anderen haben das, nur ich habe das nicht.

Speaker 1:

Ja, da ist auch was Grandioses irgendwo, oder wenn man sich sozusagen da ausnimmt. Ich bin der Einzige, der den göttlichen Funk nicht hat.

Speaker 2:

Ich bin das Größenklein, das sind wir immer klein, Das Größenklein da sind wir im Größenklein genau.

Speaker 2:

Aber ich glaube, du hast trotzdem recht, dass das fand ich noch mal ein ganz spannender Aspekt dass es so einen Rahmen, etwas, eine Einwettung braucht, ob das jetzt die Religion ist, die Gesellschaft, etwas, was so zum Hült, und uns. Also da denke ich jetzt wieder an die Mikrobe und das Milieu. also dieser Streit mit Béchamp und so das sagt ihr vielleicht etwas. Also je nachdem, in welchem Milieu ich aufwachse, das entwickel ich ja auch in mir, wenn mir die Umgebung vermittelt, jeder Mensch hat diese leuchtende innere Anlage, dann eignere ich mir das ja auch an. möglicherweise und erlaube mir, das sehe das auch in mir. Aber wenn ich in einer ja, wie du so schön sagst nazistischen Gesellschaft Brust werde, in der Druckzwang, vielleicht Demütigung auf der einen Seite und auf der anderen Seite also eine Technisierung oder eine Tendenz für falsche Bilder in den Social Media besteht und ich desorientiert bin und ich keinen Halt habe und ich eher die negativen Sachen immer wieder wahrnehme, dann ist es natürlich schwierig, den inneren leuchtenden Kern zu sehen.

Speaker 1:

Die Psychoanalyse hat ja den Tod als die letzte große Kränkung bezeichnet, und eine Kränkung richtet sich ja immer auch gegen unseren Selbstwert mit. Und ich frage mich tatsächlich vielleicht ist auch das materialistische Weltbild, ja vielleicht auch für die Mehrheit von Menschen irgendwo auch eine Überforderung, weil es muss sozusagen also die Buddhisten haben es vielleicht einfacher, die davon überzeugt sind, die haben viele Lebenzeit, irgendwie bereichend berühmt zu werden. Wir haben nur eins dafür sozusagen. Da muss das schon passen mit der Insta-Karriere. Das muss dann wesentlich schneller gehen. Das ist alles in den paar Jahren, die wir hier auf dem Planeten verbringen, muss geschafft sein. Natürlich kann man jetzt sagen ja, ja, aber das gilt halt, damit klar zu kommen, das auszuhalten, dass wir nur eine kurze Lebensspanne haben und dass es eben nichts Transcendieren, dass es keinen Bewusstsein gibt, dass den Tod überdauert und so weiter und keinen göttlichen Funken, und so sind wir nun mal. Aber vielleicht fördert das auch letzten Endes so was wie ein existenzielles Minderwertigkeitsgefühl dann am Ende doch.

Speaker 2:

Das heißt, es ist auch deine, These ist dann. Es wäre gut fürs Selbstwertgefühl, eine spirituelle Einbettung zu haben.

Speaker 1:

Ich weiß nicht, ob das Sinn macht, zur Steigerung des Selbstwertgefühls in Angriff zu nehmen, und dass das Richtige ist, bin ich mir nicht sicher, aber ich kann mir vorstellen. Das müsste man tatsächlich mal sich in der Forschung anschauen. Ich glaube, man kann auch religiös oder spirituell oder sowas sein und ein miserables Selbstwertgefühl haben. Aber vielleicht, wenn man das wirklich verinnerlicht hat, vielleicht ist das auch ein gewisser Schutz als Nebeneffekt.

Speaker 2:

Ja, und ich muss da zugleich an die Resilienzforschung denken, wo wir hier wissen, dass die Sinngebung, die Einbettung in etwas großes Ganzes den Menschen und uns viel Kraft geben kann und sich das indirekt auch auf den Selbstwert ausgeben.

Speaker 1:

Das kann auch, denke ich, schon. Also irgendwo ja die Sinnhaftigkeit Bei Antonowski in diesen Dreieck ist ja die Sinnhaftigkeit diesen Transcendentsthemen auch besetzt, und das ist etwas, was uns schützt und natürlich dann auch unseren Selbstwert schützt. Wahrscheinlich schon.

Speaker 2:

Von daher, glaube ich, wäre das nochmal so eine Motivation vielleicht auch an die Zuhörer, sich damit auseinanderzusetzen.

Speaker 1:

Ja, also mit Transcendentfragen in der weitesten Sinne.

Speaker 2:

Weil also mein Gefühl wäre auch ähnlich wie bei dir, dass das fehlt ein bisschen. Also es geht in diesen Narzissmus, diese Selbst-Zurschaustellung, darstellung und so weiter, bei gleichzeitig diesem Empfinden, innerlich bin ich irgendwie nicht zufrieden, mit mir ist irgendwas nicht gut, und ich glaube, da kann es sehr helfen, in die spirituelle Richtung zu gehen oder sich zu überlegen gibt es einen Sinn, gibt es etwas Größeres, ganzheitliches, und bin ich mehr als einfach nur diese eine Rolle, die ich jetzt hier im Moment spiele?

Speaker 1:

Ja, dieses. Mehrsein, dann ist es vielleicht auch nicht mehr so wichtig, wie viel Follower ich auf Twitter habe oder auf Instagram oder so.

Speaker 2:

Oder vielleicht auch gerade dann in die Konfrontation zu gehen, das, was wir ja auch gerne machen, oder also zum Beispiel jetzt nicht auf Insta zu gehen, sondern mal alleine irgendwo hin, sich selbst sich auszuhalten, sich kennen zu lernen und ohne den ständigen Zuspruch jetzt von außen sich innerlich zu erleben, sich diesen Schattenseiten auch zuzuwenden, die du berichtet hast.

Speaker 1:

Ja, es gibt ja diese Visionssuche, die wieder belebt wurde, wo man dann vier Tage fastet in der Wildnis und völlig für sich alleine ist.

Speaker 1:

Das ist schon eine Herausforderung wenn dann sozusagen die psychische Innenwelt nach außen kommt und man wirklich Zeit und Ruhe hat, sich seinen Gedanken zu widmen. Wir haben ja auch so viel Ablenkung, dass wir vieles für uns vielleicht auch nicht mehr so leicht klären können, wie das automatisch passiert ist vor 200 Jahren noch oder so, weil alles langsamer ging. Also das Tempo bestimmt natürlich auch vielleicht ein Stück weit hier den spezifischen Stress, den wir heutzutage haben. Ich will nicht sagen, dass psychisch die Menschen vor 200 Jahren definitiv gesünder waren. Wir wissen ja aus Beschreibung, dass es dieselben Störungen zum Teil gab, aber andere Schwerpunkte möglicherweise schon. Ja, das Transcendentsthema das war so ein Gedanke, der mir dazu noch kam. Er hat zum Selbstwert. Also, wenn ich wirklich mit ihm Gedanken identifiziert bin, dass ich den göttlichen Funken und eine ewige Seele in mir trage, dann ist vielleicht schon nicht mehr ganz so schlimm, wenn ich irgendwie den Deal nicht machen kann oder am Arbeitsplatz der Chef mich angemautste hat heute oder was auch immer.

Speaker 2:

Ja, das, und dann vielleicht noch eine wohlwollende Person, die mir hilft, das Ganze ein bisschen realistischer einzuschätzen.

Speaker 1:

Ja, auf der ganzen Erde. Das brauchen wir. Wir sind ja keine Eremiten, da hast du recht. Also, letzten Endes läuft es darauf hinaus, dass wir gute und tragfähige Beziehungen brauchen, und da hat Erwin Jallom vielleicht dann doch recht, wenn er sagt Menschen verzweifeln an ihren Beziehungen und an nix anderem. Ja, spannend. Amerikanische Psychoanalytiker natürlich. Also das muss vielleicht noch dazu sagen Erwin Jallom ist ein bekannter Buchautor amerikanischer Psychoanalytiker.

Speaker 2:

Ja, und ich würde das gerne aufgreifen Vielleicht können wir ein anderes Mal darüber sprechen über das Beziehungsthema. Ich fand es sehr schön, dass du das jetzt nochmal erwähnt hast. Beziehung, bindung ist das tragende Element, was uns durch diese Welt bringt und uns auch hilft, um selbst zu entdecken, zu definieren, selbstwert und so weiter. Und das Thema Beziehung und Bindung ist sicherlich ganz, ganz wichtig und vor allem wichtiger als die Bindung an den Roboter oder den Computer oder die digitale Welt, weil wir vorhin beim Transhumanismus fahren. Also, das ist doch noch etwas, was man Gott sei Dank auch nicht ersetzen kann, diese menschliche Bindung.

Speaker 1:

Wärme, nee ich glaube nicht, weil wir die ich denke, vielleicht geht das ja sogar technisch, aber es wäre schon für mich eine gruselige Vorstellung ja das Bewusstsein vollständig in die Cloud kopieren. Dann sitzt man da in der Cloud. Aber wir sind ja. Solange wir in unseren Biokörpern hier sind, sind wir eben einfach auch imbodied verkörperte Wesen mit den Bedürfnissen auch nach Wärme und Nähe. Ich glaube nicht, dass Maschinen uns das geben können.

Speaker 2:

Vielleicht wäre das ein Thema fürs nächste Mal. Was denkst du?

Speaker 1:

Was genau Das?

Speaker 2:

ist der nächste Mal eben der Unterschied und dieses Embodied sein hier in der Welt, in diesem Körper sein, mit anderen Menschen zu agieren, bindungen, beziehungen, menschliche Wärme versus. Ja, das war es ja. Auf uns zurollen die digitale Welt, transhumanismus, roboter, cloud wie du so schön sagst Metaversum. Metaversum genau gibt ja auch immer mehr Technologie, die jetzt zum Beispiel auch schon so weit ist, unsere Gedanken zu lesen und so weiter, die KI, die voranschreitet, also das vielleicht nochmal ein bisschen zu beleuchten.

Speaker 1:

Können wir gerne nochmal darüber sprechen. Schauen wir mal, wo es uns hintreibt.

Speaker 2:

Ja, genau das ist schön.

Speaker 1:

Ja, liebe Zuhörerinnen, lieber Zuhörer, wenn dir dieser Podcast zusagt, dann hinterlasse doch gerne eine Rezension auf Apple-Podcasts oder ein paar Sternchen auf Spotify oder Ordable, glaube ich, müsste auch gehen. Das Amazon kann man Rezensionen schreiben. Und natürlich, wenn du, liebe Zuhörerinnen, lieber Zuhörer, wenn du Fragen hast, dann schreib uns doch gerne an heimatharmes-institutcom, und wir schauen mal, ob wir nicht aus den Fragen auch einer Podcast-Episode machen können. Liebe Emilia, freut mich sehr, wieder mit dir gesprochen zu haben. Ich sage schon mal hier an der Stelle bis zum nächsten Mal.

Speaker 2:

Vielen herzlichen Dank.

Selbstwert
Selbstwert Und Minderwertigkeitskomplex Bei Kindern
Abwehrmechanismen Und Selbstwertgefühl
Entwicklung Eines Realistischen Selbstwertgefühls
Technologie Und Transhumanismus in Der Zukunft